AKUTE MYELOISCHE LEUKÄMIE
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine seltene Krebserkrankung des blutbildenden Systems (eine Form von Blutkrebs).

AKUTE MYELOISCHE LEUKÄMIE
Erkrankt ein Patient an einer Leukämie, bedeutet das, dass das Knochenmark nicht mehr normal funktioniert. Das Knochenmark ist bei gesunden Menschen dafür zuständig, Blut zu bilden. Dabei kann man sich die Blutbildung als Reifungsprozess vorstellen: Zunächst entstehen frühe Vorstufen der Blutzellen, die “Blasten” genannt werden. Diese Blasten reifen bei gesunden Menschen zu voll funktionsfähigen Blutzellen an. Bei Menschen, die Blutkrebs (Leukämie) haben, vermehren sich die unreifen Blutzellen (Blasten) stark, breiten sich im Knochenmark aus und behindern die Bildung gesunder Blutkörperchen. Außerdem können sie in das Blut verteilt werden und (in seltenen Fällen) weitere Organe befallen.
Es gibt verschiedene Arten von Leukämien. Zur Einordnung ist es wichtig, zu unterscheiden, welcher Teil des blutbildenden Systems betroffen ist und wie schnell die Leukämie fortschreitet.
Das blutbildende System besteht aus zwei Zelllinien: den myeloischen Zellen und den lymphatischen Zellen. Aus myeloischen Zellen entwickeln sich zum Beispiel rote Blutkörperchen, Blutplättchen oder Teile des angeborenen Immunsystems (Granulozyten, Monozyten, ..). Aus lymphatischen Zellen entsteht vor allem unser erworbenes Immunsystem (B-Zellen, T-Zellen). Schreitet die Erkrankung schnell voran und bestehen die Zellen vor allem aus Blasten, spricht man von “akuten” Leukämien. Schreitet die Leukämie langsamer voran, spricht man von einer “chronischen” Leukämie. Bei einer akuten myeloischen Leukämie sind myeloische Vorläuferzellen betroffen; die Krankheit entwickelt sich schnell fort.
Die AML zählt zu den seltenen Krebserkrankungen. Mit 3.200 neuen Fällen pro Jahr ist sie die häufigste Form der akuten Leukämie im Erwachsenenalter in Deutschland. Sie betrifft hauptsächlich ältere Menschen, wobei das mittlere Erkrankungsalter in Deutschland bei ca. 72 Jahren liegt.
URSACHEN
Unser Erbgut besteht aus “Genen”, die die Erbinformation enthalten. Das Erbgut kann sich spontan verändern, was “Mutation” genannt wird. Im Laufe des Lebens sammeln sich Mutationen im Erbgut eines Menschen an; manche davon können zu Krebserkrankungen führen. Dabei gibt es viele Risikofaktoren, die zu diesen Mutationen führen können. Die bekanntesten sind weiter unten aufgeführt. Was genau der Auslöser der Krankheit ist, bleibt oft unklar.
SYMPTOME UND RISIKOFAKTOREN
Risikofaktoren
Bekannte Gründe, die mit einem erhöhten Risiko einer AML verknüpft sind:.
- höheres Alter
- männliches Geschlecht
- Kontakt mit giftigen Stoffen wie Benzolen (Zigarettenrauch, Erdölprodukte, Arbeitsumfeld, in dem Benzol verwendet wird),
- Kontakt mit bestimmten Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) und Unkrautbekämpfungsmitteln (Herbiziden),
- bestimmte genetische Krankheiten wie z.B. ein Down-Syndrom,
- Vorbehandlung mit bestimmten Medikamenten (Chemotherapeutika) oder Bestrahlung (Radiotherapie) bei einer früheren Krebserkrankung und
- bestimmte Bluterkrankungen in der Vorgeschichte wie ein Myelodysplastisches Syndrom (MDS).


Symptome
Die vielen Vorläuferzellen (Blasten) im Knochenmark behindern die Bildung der gesunden Blutkörperchen (z.B. Blutplättchen, rote Blutkörperchen, Immunzellen,..). Dadurch gibt es weniger funktionierende Blutzellen im Körper, was zu einer Reihe von Symptomen führen kann:.
- Fieber und Infektionen: Zellen des Immunsystems sind ein wichtiger Bestandteil des Blutes. Durch eine Leukämie gibt es zu wenige Immunzellen. Ein geschwächtes Immunsystem mit Fieber und häufigen Infekten ist die Folge.
- Blässe, Müdigkeit (Fatigue) und Luftnot: Die Hauptaufgabe der roten Blutkörperchen ist es, den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Die Folge von zu wenigen roten Blutkörperchen (Anämie) zeigt sich oft durch eine auffallend blasse Haut, starker Müdigkeit (Fatigue), Schwäche, Luftnot, Leistungsminderung oder Kopfschmerzen.
- Blutergüsse und Blutungsneigung: Eine niedrige Anzahl von Blutplättchen im Blut (Thrombozytopenie) kann mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen.
Außerdem können allgemeine Symptome wie Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder starkes nächtliches Schwitzen auftreten. In manchen Fällen, wenn die Anzahl der Blasten im Blut sehr stark erhöht ist, können auch neurologische Symptome, wie Kopfschmerzen, Sprachstörungen oder Verwirrtheit beobachtet werden.
Diagnose
Häufig gibt das Blutbild erste Anzeichen für eine Leukämieerkrankung: z.B., wenn zu viele unreife Vorläuferzellen (Blasten) und zu wenige ausgereifte Blutzellen (Blutplättchen, rote Blutkörperchen, Immunzellen,..) in der Blutbahn zu finden sind. Wird eine solche Veränderung festgestellt, folgt in der Regel eine mikroskopische Untersuchung der Zellen aus dem Knochenmark. Dafür wird mit einer speziellen Nadel unter örtlicher Betäubung Knochenmark aus dem Becken entnommen.
Da das Auftreten einer AML häufig mit Veränderungen des Erbmaterials der blutbildenden Zellen einhergeht, wird zur Diagnose auch eine Untersuchung des Erbmaterials der Blutkrebszellen herangezogen. Dabei identifizierte Veränderungen (“Mutationen”) können u.a. als Ansatzpunkte für eine mögliche zielgerichtete Therapie wichtig sein. Eine frühzeitige Testung kann daher für eine bestmögliche Behandlungsplanung hilfreich sein.
Referenzen
Röllig C, Ayuk F, Braess J, et al. Onkopedia Leitlinie Akute Myeloische Leukämie (AML). August 2023 (https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/akute-myeloische-leukaemie-aml/@@guideline/html/index.html)
Leukämie bei Erwachsenen: Einteilung | DKFZ – Krebsinformationsdienst. Letzter Zugriff 10.02.2025. https://www.krebsinformationsdienst.de/leukaemie/leukaemieformen
Akute myeloische Leukämie (AML) – Kurzinformation (gpoh.de). Letzter Zugriff 10.02.2025. https://www.gpoh.de/kinderkrebsinfo/content/erkrankungen/leukaemien/akute_myeloische_leukaemie_aml/zusammenfassung___kurzinformation/index_ger.html
Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) am Robert Koch-Institut. Leukämien. 07.12.2023: https:// www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Leukaemien/leukaemien_node.html)
Kraywinkel K, Spix C. Epidemiologie akuter Leukämien in Deutschland. Der Onkologe;23:pages 499–503. DOI: 10.1007/s00761-017-0249-z.)
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Leukämie (Blutkrebs): Symptome, Diagnose, Therapie | DKFZ – Krebsinformationsdienst. Letzter Zugriff 10.02.2025. https://www.krebsinformationsdienst.de/leukaemie
Bestandteile und Funktion des Blutes. Letzter Zugriff 10.02.2025. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/leukaemie/bestandteile-und-funktion-des-blutes.html#:~:text=Die%20Hauptaufgabe%20der%20roten%20Blutk%C3%B6rperchen,enthaltenen%20roten%20Blutfarbstoff%2C%20das%20H%C3%A4moglobin.